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Klaus Märkert - Der Tag braucht das Licht - ich nicht!

An einem Sonntagmorgen widmete ich mich dem neuen Buch von Klaus Märkert. Am Sonntagabend klappte ich das Buch gelesen wieder zu. Heute ist Montag. Und ich schaue das Paperback an – und das Paperback mich. Hm. Also das hier ist schon meine Wohnhöhle. Und vermutlich bin ich so normal, wie man es in dieser Zeit sein kann. Vielleicht hat sich die Dimension geändert… vielleicht auch das Raum-Zeit-Kontinuum oder so etwas. Die Figuren in den Geschichten sind eigentlich Leute wie DU und ICH. Wobei: mehr DU und ICH gleichzeitig. Aber möglicherweise normal. Bis einen so ein winziger unmerklicher Bruch beim Lesen stolpern lässt. Was?! Noch einmal… aber der Text bleibt unverändert. Die in die Buchseiten gequetschten Handelnden begegnen uns täglich. Ihre aparten Eigenheiten… nun ja, ich halte diese angesichts der täglich hereinschwappenden Nachrichten für durchaus möglich. Der erste Satz der einleitenden Geschichte lautet: „Meine Tapete blutet.“ Ach was. Noch mal… meine Tapete blutet… kann ja mal passieren. Was weiß ich schon von Tapeten. Angenommen, MEINE Tapete sabberte da irgendetwas Rotes aus – was tun? Einbildung? Das Gespräch mit dem Tapetenberater meines Vertrauens suchen? Die Gelben Seiten haben hierzu leider keinen Eintrag. Ich bin eher der praktische Typ. Der Held der ersten Erzählung macht sich da etwas andere Gedanken. Aber wie sonst sollten die Ausgeburten einer Phantasie erscheinen, wenn der Schöpfer selbst sich so identifiziert: „Klaus Märkert wurde in seiner Kindheit, immer im Wechsel mit seinen Eltern, von Aliens entführt: erst die Eltern für vierzehn Tage, dann er. Zwischendrin hatten sie einen Tag gemeinsam frei, um Ämtergänge zu erledigen, Wäsche zu waschen oder zum Frisör zu gehen. Schöner und aufregender kann ein Leben nicht sein.“
Der Klappentext weist den Weg, wie man dieses literarische Werk einordnen sollte: „Als hätten Edgar Allan Poe und Roald Dahl nach einem Tarantino-Film-Marathon Storys im Hier und Jetzt ersonnen. Der Tag braucht das Licht – Ich nicht! Das sind 16 Erzählungen, so bizarr wie humorvoll, spannend wie sozialkritisch, ein literarischer Kontrapunkt zur Welt der Aktentaschenmenschen.“
Bizarr. Fürwahr: immerhin tun sich erstaunliche Erkenntnisse auf. Beispielsweise inwieweit sich aristokratische Blähungen von denen der Normalsterblichen unterscheiden. Noch unter dem Eindruck der kürzlich zelebrierten Hochzeit im englischen Königshaus stehend ist das für mich doch eine wirklich bedeutungsvolle Frage.
Ein Fest in der Kleingartenidylle wird gekrönt durch einen Gartenzwergerschießungswettbewerb. Hier tun sich Abgründe auf! Oder die Suche nach dem „dritten Bein“ des zerlegten Onkel Heinz, welches so unauffindbar wie schicksalshaft ist. Darüber muss man doch mal reden.
Das sind nur einige Beispiele. Die Geschichten lassen so ziemlich alles entgleisen: die Gesichtszüge, die Stimmung, die Gefühle, die Erfahrungen, die Erwartungen. Und eines kann ich behaupten: wer bei diesen Geschichten lacht, mit den Protagonisten mitdenkt und mitfiebert, der gehört nicht VOR das Buch sondern IN das Buch. Ich habe gelacht. Zugegebenermaßen manchmal etwas verkniffen. Es handelt sich um beinahe mögliche Figuren und Geschehnisse.

Allen leicht durchgeknallten Lesern wünsche ich einen angenehmen Aufenthalt in Absurdistan „Der Tag braucht das Licht – Ich nicht!“

Edith Oxenbauer
Mai 2011

Edition PaperOne
www.editionpaperone.de
ISBN 978-3-941134-64-5

www.klausmaerkert.de