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Christian von Aster - Armageddon TV

Da liegt es vor mir: ein Buch in schlichtem Weiß. Mittig ein „Power“-Knopf unter dem sich im dunklen Rot etwas dickflüssiges hervordrückt.
Als erstes lese ich: „Einer Gesellschaft, die man damit unterhalten kann, dass zwei Menschen einen Ball hin- und herschlagen, ist alles zuzutrauen.“ (Manfred Rommel) So hatte ich es bisher noch nicht betrachtet. Wenn ich es mir recht überlege, ist da durchaus etwas Wahres dran. Menschen sitzen in glühender Sonne, prasselndem Regen oder stinkenden Sporthallen und… Kopf links, Kopf rechts, Kopf links, Kopf rechts, Kopf links, Kopf rechts… stundenlang. Angenommen ich käme vom Aldebaran mal eben zu Besuch auf die Erde, um mal kurz zu ergründen, was hier so für Lebewesen sind – bei einem solche Anblick würde ich wohl Folgendes nach Hause funken: „Kein vernunftbegabtes Leben auf der Erde, nur stereotype Roboter“.
Wir sind wohl eine Gesellschaft, die wie zu Kaiser Neros Zeiten nur zwei Dinge wirklich braucht: Brot und Spiele. Herr Christian von Aster, bekannt für seinen Finsterwitz, bescherte uns mit „Armageddon TV“ seinen Erstlingsroman, der nun in zweiter Auflage vorliegt. Lieber Leser, kennen Sie die aktuellen Teilnehmer von „Deutschland sucht den Superstar“? Wenn ja, dann sind Sie hier falsch.

Allen anderen kritischen Mediennutzern möchte ich den Inhalt wie folgt beschreiben:

Die Handlung spielt in der Medienlandschaft. Protagonisten sind ein Medienmogul, ein Sportler und eine Handvoll begleitender Personen. Das Geschehen wird maßgeblich beeinflusst von Einschaltquoten, der Werbung, der Pharmaindustrie. Also alles wie im wahren Leben – oder auch wie in einer Seifenoper. Der Aufbau der Geschichte um Menschen, die ihre Existenz sichern und verbessern wollen, ist denkbar einfach und das Finale vorhersehbar. Trotzdem „frass“ ich die Zeilen. Die Worte sind so selbstverständlich, fast harmlos, leidenschaftslos kühl und sachlich. Die Spannung bleibt und macht ein flaues Gefühl im Magen. Mitnichten ist diese Erzählung witzig, auch nicht finsterwitzig. So schräg die „Spiele“ in dieser fiktiven Welt auch sind, ich – der den Medien aber auch jede Gemeinheit, jeden Betrug und jede Lüge zutraue – kann mir diese Art von Sport in einer denkbaren Zukunft vorstellen. Kampfsport im wahrsten Sinne des Wortes. Echte Männer, echte Waffen – zwei Mannschaften. Die Waffentechnik gebiert Krüppel und Leichen. In den Stadien und vor den Bildschirmen fiebern die Konsumenten. Die Zuschauerzahlen sinken trotzdem – zu gewohnt, zu langweilig. Ein neues Konzept – Mann gegen Mann – soll die Quoten wieder steigern und damit die Werbeaufträge in neuer Größenordnung hereinholen. Und so bemühen sich einige gut herausgearbeitete Charaktere, ihre gesellschaftlich gewollte Aufgabe zu erfüllen. Und das ist das „Armageddon TV“. Eine zynische Überzeichnung unserer Fernsehlandschaft.

Was mich persönlich entsetzt: dass ich diese Charaktere für durchaus real halte. Einzig die „Werkzeuge“ habe ich (noch) nicht in der Glotze gesehen. Wenn ich jedoch letztere mal um Unterhaltung bitte und mich von Sender zu Sender klicke: Oh Gott! Was ist das denn?! Assis spielen Assis für Assis, wie es kürzlich ein Kabarettist ausdrückte.

Der Klappentext des Verlages auf der hinteren Umschlagseite lautet wie folgt:

„Hal Davidson will ein Vorbild sein, Sit Hatlogg sinnt auf Rache, Poe Network braucht die Quote, Und die Welt will einen Star. In einer nicht allzufernen Zukunft ist die mediale Macht fast vollständig in der Hand von Poe Network. Auf allen Kanälen liefern sich Sportler, von Werbepausen unterbrochen, brutale Kämpfe. Doch das Volk ist dem langsam überdrüssig. Die Zuschauerzahlen sinken. Ein neues Format muss her. Für dieses neue Spiel werden noch größere Geschütze aufgefahren. Und so findet sich eine Handvoll Menschen in den unbarmherzigen Mühlen der Medienmaschinerie wieder. Armageddon TV ist grandiose Social Fiction und eine bitterböse Mediensatire auf Big Brother, Popstars und den Krieg um die Quote.“

„Armageddon TV“ ist nichts für zarte Gemüter. Wem sich allerdings schon bei der „Tagesschau“ die Nackenhaare aufstellen, der braucht diese Lektüre dringend. Also dann, Brüder und Schwestern im Geiste, holt Euch heute schon die Zukunft ins Haus: Christan von Asters „Armageddon TV“.

Edith Oxenbauer
Mai 2011

Periplaneta – Verlag und Mediengruppe
www.periplaneta.com
ISBN: 978-3-940767-72-1

www.vonaster.de
www.myspace.com/vonaster